Ökumenisches Pfarrfest am 02.07.2017

Ökumenisches Pfarrfest am 02. Juli 2017: „Fürchtet Euch nicht, habt keine Angst“ – aus dem Konflikt zur Gemeinschaft

Obwohl am Vortag noch mal der Himmel die Schleusen geöffnet hatte, ging das ökumenische Pfarrfest in Mellrichstadt zwar windig, aber doch – fast - trocken über die Bühne. Getrennt (wie lange noch?) feierten beide Gemeinden den Sonntagsgottesdienst, dann zogen die katholischen Christen, begleitet von der Stadtkapelle, hinüber zur Gustav-Adolf-Kirche, wo Pfarrer Andreas Werner die von Amtsbruder Thomas Menzel angeführte Schar in Empfang nahm. Mit „Großer Gott wir loben dich“ wurde in die Kirche eingezogen. Rechts und links neben dem Altar waren die Figuren der Apostel Petrus und Paulus aufgestellt, denn die evangelische Gemeinde feierte den Festtag „Peter und Paul“. Beide Geistliche erteilten dann gemeinsam den Segen, bevor, wieder mit Begleitung der Stadtkapelle, über den Großenberg zum Festplatz vor dem Pfarrsaal gelaufen wurde, wo Pfarrgemeinderatsvorsitzende Gerda Staude und Vertrauensfrau Traudl Kihn die vielen Gäste begrüßten.

Das Fränkische Hochzeitsessen ging schnell weg, auch mit Gegrilltem, Fisch, Käse und Kaffee und Kuchen wurden die Besucher wieder reichlich verwöhnt. An der Stelle herzlichen Dank an alle Kuchenbäckerinnen für ihre leckeren Kreationen. Pfarrer Werner zeigte zur Abwechslung Bilder von der letzten Gemeindereise nach England, die nicht nur die Mitgereisten interessierten. Am Eine-Welt-Stand konnte sich mit allerlei Waren eingedeckt werden und wem Bier und Wein nicht genug waren, der konnte exotische Mixgetränke genießen. Auch der leichte Regen gegen Abend konnte die Besucher nicht schrecken. Es wurden trockene Plätzchen gefunden, entweder unter dem Regenschirm, unter dem Vordach oder im Pfarrsaal selber.

Pünktlich zu Beginn der Abendandacht, die Pfarrer Werner und Pfarrer Menzel hielten, hörte es auf zu regnen. Pfarrer Menzel bezeichnete diese Andacht als ein Highlight, auf das beide sich sehr gefreut hatten. In einem gemeinsamen Gebet aus der Ökumene aus der Feder von Bischof em. Paul-Werner Scheele wurde um geschwisterliche Liebe unter den Gliedern aller Konfessionen gebetet. Die Chöre der beiden Gemeinden sangen, dirigiert von Traudl Kihn, „Alta Trinita beata“. In der Lesung aus dem 16. Kapitel des Johannesevangeliums hieß es am Schluss: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Das Thema Angst zog sich wie ein roter Faden durch ein Zwiegespräch zwischen beiden Geistlichen.

Er sei eigentlich kein ängstlicher Mensch, meinte Pfarrer Werner. Angst habe er eher um andere als um sich selbst. Als bei der Gemeindereise nach Südengland bei der Landung in London die Maschine durchsackte, hatten einige richtig Angst, er aber nicht. Aber manchmal sei Angst so latent im Hintergrund spürbar. Wie es mit der Kirche weiter geht, diese Angst treibt offenbar beide Geistliche um. In dieser Frage habe man bereits die vollständige Einheit erreicht. Da, wo man keine braucht, hat man sie und dort, wo man sich nach ihr sehnt, fehle sie. Pfarrer Menzel könnte schon an der Welt und ihren Menschen verzweifeln. Zum Verzweifeln sei auch, dass die Zahl der Aktiven in der Kirche immer mehr zurückgehe und die der Kirchenaustritte wachse. Und dass man glaubt, Kirche immer noch nach dem Modell der Vergangenheit zu führen. Die Pfarrer sollten die Menschen trösten, ihnen Mut machen, Hoffnung schenken. Aber man könne doch nur verkündigen, woran man selber glaube, warf Pfarrer Werner ein. Und dann stehe im Evangelium: Fürchtet euch nicht, habt keine Angst. Die Christen hätten doch ein Gegenprogramm zur Angst: Hoffnung, Vertrauen, Zuversicht und Freude. Die Menschen hätten eine Sehnsucht danach, dass man dieses „Habt doch keine Angst“ des Evangeliums verkündet. Wenn wir wirklich daran glauben, dass Jesus der Herr der Welt ist, brauchten wir doch eigentlich vor nichts Angst zu haben, stellte Pfarrer Menzel fest. Vor keiner bösen Macht, auch nicht vor einer ungewissen Zukunft oder sonst irgendwelchen Bedrohungen. Auferstehen ist möglich, nämlich aufstehen, loslassen, Neues wagen und das Unmögliche für möglich halten. Das wäre eine Botschaft für diese Welt: aus Trennung wird wieder Einheit, träumte Pfarrer Werner, aus alten Feinden neue Freunde. All das sei möglich. Aus dem Konflikt zur Gemeinschaft zu kommen, das sei die Botschaft. Das habe wohl Jesus gemeint mit seinen Worten „In der Welt habt ihr Angst, aber siehe, ich habe die Welt überwunden“. Nach den Fürbitten und dem Vater unser sangen die Chöre gefühlvoll „Schalom – Frieden“. Mit dem gemeinsam gesprochenen Segen ging dank des gemeinsamen Zusammenwirkens wieder ein gelungenes Zeichen von Ökumene zu Ende.

Text und Bilder: Brigitte Gbureck